Kronsberg-Süd und

Wasserstadt Limmer

„Projekt 10/17”

Neubaugebiete mit mangelhaftem Anschluss

Ursprüngliche Planungen für die D-Linie

Verbandsplan 1967. Die geplanten Siedlungsgebiete Heisterberg und Kronsberg sind violett eingefärbt und werden als „Nebenzentrum” betitelt. Quelle: Urbanistica Verlag.
Verbandsplan 1967. Die geplanten Siedlungsgebiete Heisterberg und Kronsberg sind violett eingefärbt und werden als „Nebenzentrum” betitelt. Quelle: Urbanistica Verlag.

Die D-Linie sollte in den ursprünglichen Planungen große Neubau­gebiete auf dem Heister­berg (westlich von Ahlem) und Krons­berg verbinden (siehe Rubrik D-Tunnel). Dort waren den 1970er Jahren entsprechend große Flächen zur Ansiedelung von neuen Stadt­teilen für eine wachsende Stadt vorgesehen. Da dies über einen längeren Zei­traum stattfinden würde, hat man die D-Linie oft auch als „Vorsorge­linie” betitelt. Dieser Name deutet an, dass ein „Brücken­schlag” zwischen dem Westen und Süd­osten Hannovers irgendwann nötig werden würde.

Bis zur Welt­ausstellung EXPO 2000 war der Krons­berg ein kahler und als Acker­fläche bewirt­schafteter Landschafts­raum. Nach dem Zuschlag zur Welt­ausstellung wurde binnen weniger Jahre ein komplett neuer Stadt­teil errichtet. Am West­hang des Krons­berges entstand die unter öko­logischen Gesichts­punkten errichtete Expo-Siedlung am Kronsberg. Sie besteht aus rund 3000 Wohn­einheiten in zwei- bis vier­geschossiger Bauweise, in denen ca. 7100 Menschen leben. Aus dem Heister­berg hingegen hat sich seit den 1970er Jahren nie eine Groß­siedlung ergeben. Dennoch steht auch hier entlang der D-Linie die Entwicklung eines kompletten neuen Wohn­gebietes auf dem Plan.

Wasserstadt Limmer

Modellfoto des geplanten Wohngebietes Wasserstadt Limmer. Foto: HAZ.
Modellfoto des geplanten Wohngebietes Wasserstadt Limmer. Foto: HAZ.

Mitten im Grünen, dennoch in Reichweite der Innen­stadt, entsteht die Wasser­stadt Limmer als Quartier auf einer Halbinsel direkt an den Leineauen. Das geplante neue Stadtviertel wird von zwei Wasser­armen begrenzt (Stichkanal Linden und Leine-Verbindungskanal) und schließt an das historische Dorf Limmer an. Dieser Stadtteil ist teils dörflich, teils städtisch geprägt und hat eine wechsel­volle Geschichte. Zwischen den Kanälen fand bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hier eine Reifenproduktion statt. Auf dem 23 Hektar großen einstigen Areal der Continental-Werke soll ein Stadt­quartier entwickelt werden.

1871 wurde die „Conti­nental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie AG“ gegründet, die 1899 nach Limmer umzog. 1920 bis 1922 wurden die heute noch verfallend existierenden Verwaltungs- und Produktions­gebäude im klassi­zistischen Stil am Zweig­kanal Linden errichtet. Die Produktion hatte seinerzeit 6.000 Mitarbeiter, sie wurde 1999 eingestellt. 2002 erwarb die Günter Papen­burg AG mit Unter­stützung der Landes­haupt­stadt Hannover das gesamte Gelände. 2013 wurde die „Wasser­stadt Limmer Projekt­entwicklung GmbH” als Gemein­schafts­unter­nehmen gegründet, um die Projekt­entwicklung und Bebauung des Geländes zu begleiten.

In dem neuen Stadt­teil werden ca. 1.800 Wohn­einheiten als Geschoss­wohnungen und in Reihen- oder Stadt­häusern entstehen. Einzel­handel, Dienst­leistungen und gastronomische Angebote werden südlich des Quartiers an der Wunstorfer Straße entstehen. Verschiedene kleinere inner­städtische Plätze, Grün­flächen entlang der Ufer und Parks zwischen den Baufeldern sind städte­bauliche Elemente. Die unmittel­bare Nähe zur Natur und viele Nah­erholungs­möglichkeiten werden ein außer­gewöhnliches Wohn­umfeld schaffen.

Einzig die Verkehrs­anbindung ist noch nicht grund­legend gelöst. „Projekt 10/17” schwächelt als Stadt­bahn-Anschluss mit den bekannten Problemen 7½-Minuten-Takt und maximal Zwei-Wagen-Zügen (wegen der 45 Meter kurzen Bahnsteige entlang der gesamten Strecke). Die Politik lieb­äugelt mit einer Stich­strecke, die die Wasser­stadt mit einer kurzen Weg­führung anbinden soll. Trotzdem hat die Region aber Ende mai 2018 allen Strecken­varianten jedwede Wirt­schaft­lich­keit abgesprochen (siehe unten). Die Grünen haben unter­dessen vorgeschlagen, eine Seil­bahn von der Wasser­stadt zum Königs­worther Platz als ÖPNV-Ersatz zu etablieren.

Kronsberg Süd

Modellfoto des geplanten Wohngebietes Kronsberg-Süd. Foto: HAZ.
Modellfoto des geplanten Wohngebietes Kronsberg-Süd. Foto: HAZ.

Zur EXPO 2000 entstand auf dem Krons­berg ein eigener Stadt­teil. Die Planungen zur Erweiterung nach Süden mit einem weiteren großen Neu­bau­gebiet laufen auf Hoch­touren. Auf dem Areal südlich der bestehenden Kronsberg-Bebauung können rund 3.500 Wohnungen für bis zu 7.000 Menschen gebaut werden. Bereits im letzten Jahr wurde der städte­bauliche Entwurf der Öffentlichkeit im Stadt­teil­zentrum KroKuS präsentiert. Dieser wurde gemeinsam von renom­mierten Planungs­büros, der Wohnungs­wirtschaft, Politik, Stadt­verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt und in den vergangenen Monaten vertieft, überarbeitet und fachlich überprüft. Aufbauend auf dem aktuellen Planungs­stand erarbeitet die Verwaltung derzeit den Entwurf zum Bebauungs­plan. Dieser soll den politischen Gremien zügig für die öffent­liche Auslage präsentiert und vorgeschlagen werden. Unter der Prämisse, dass die Politik zustimmen sollte, könnte bereits 2018 mit dem Bau der Haupt­straße begonnen werden.

Der gesamte Stadtteil Krons­berg wird also für ca. 14.000 Neu­bürger mit der D-Süd einen attraktiven ÖPNV-Anschluss bieten. Hier fährt die D-Linie in westlicher Lage entlang. Dieser Strang wurde aber ohne eigene Tunnel­strecke in der City vor der EXPO an die C-Strecke gehängt. Der C-Tunnel zwischen Braun­schweiger Platz und Steintor ist mit vier Linien besonders zum Berufs­verkehr stark überlastet und verträgt keine größeren Störungen im Tunnel­verkehr. Vor diesem Szenario wurde bereits im Vorfeld Mitte der 1990er gewarnt, welches nun aber seit Jahren Realität ist.

Während­dessen wächst Hannover immer weiter. Allein zwischen 2010 und 2015 ist die Bevölkerung­szahl um 5,5 Prozent auf 537.500 angestiegen. Eine Wohnungs­prognose beziffert den Neu­bau­bedarf bis zum Jahr 2030 auf mindestens 15.000 Wohnungen, pro Jahr also mindestens 1.000 Wohnungen.

Juni 2018: Kein Stadtbahnanschluss zur Wasserstadt Limmer!

HAZ-Artikel vom 26.05.2018
HAZ-Artikel vom 26.05.2018

Juni 2018: Jetzt ist es raus – einen Stadtbahn-Anschluss zur Wasserstadt Limmer wird es nicht geben!
Kurz vor Ende Mai 2018 hat die Region das Gutachten zu einem Stadt­bahn-Anschluss zur Wasser­stadt Limmer veröffentlicht. Dabei wurden fünf Varianten durchgerechnet. Von den verschie­denen Strecken­varianten sei dabei „keine auch nur annähernd wirtschaftlich“, so Verkehrs­dezernent Ulf-Birger Franz. In der Bewertung waren diese fünf Varianten: Strecke nach Ahlem-Nord (ca. 21 Mio. €), Strecke auf der Wunstorfer Straße (ca. 14,5 Mio. €) zur Wasserstadt, kurze Stich­strecke zur Wasserstadt-Süd von der Schleuse aus (ca. 3,5 Mio. €), lange Stich­strecke von der Schleuse bis Wasser­stadt Mitte (ca. 6,3 Mio. €) oder eine Bus­erschließung (ca. 35.000 €). Nun soll lediglich eine neue Buslinie entstehen, die parallel zum Bus 700 von der Wasser­stadt zum Hbf. fährt. Dabei ist die Reduzierung bzw. Vermeidung von Parallel­verkehren bei Neuplanungen eine Grund­forderung der Nah­verkehrs­pläne. Mit dieser Vorgabe hat man z. B. bei „10/17” die Kappung der Strecke zum Aegi begründet.

Das „Ergebnis der volks­wirt­schaft­lichen Bewertung der Stadt­bahn­erschließung Wasser­stadt Limmer/Ahlem Nord” wurde am 07.06.2018 im Verkehrs­ausschuss der Region behandelt. Die Sitzungs­unterlagen und Ergebnisse des Gutachtens sind auf der Seite des Sitzungsmanagements der Region einsehbar.